Gerda
Toblers Thema ist der Körper. Genauer gesagt, der
Körper in der Bewegung. Ebenso entscheidend aber
ist die Beziehung zum Partner, die Einordnung in die
Gruppe. Nicht das Einzelwesen in seiner Individualität
fasziniert sie, sondern dessen Bezug zum Zusammenhang,
zum Leben schlechthin. Also beschäftigt sich Gerda
Tobler mit dem lebenden Körper. Und für sie
ist es selbstverständlich, dass zum Leben auch
der Tod gehört. Zumindest die Phase des Übergangs
vom Zustand, den wir zu kennen glauben, in jenen unbekannten,
der die Vollendung bringt. Darin bleibt ihre Aussage
jederzeit offen, ganz Erwartung. Erfahrung auch, aber
eine, die nicht allein mit dem Auge wahrnehmbar ist,
sondern wesentlich vom Verstehen oder vom Mitfühlen
her erklärbar wird. So verlangen ihre Akte zwei
Körper als Träger oder die Ordnung der Gruppe,
sicher aber den Körper in bestimmtem Bezug zu irgendeiner
gegebenen Situation. Eigentlich klingt das selbstverständlich,
selten aber erscheint solche Selbstverständlichkeit
so direkt, so ehrlich, so spannend.
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Der ehrlichen Wahrheitssuche in ihrer Arbeit entspricht
auch die Wahl der Farbmittel. Die Menschenbilder modelliert
sie in Acrylfarben mit blossen Händen. Vorwiegend
entstehen ihre Werke im Spannungsfeld von schwarz
und weiss. Um aber einem Missverständnis entgegenzuwirken:
ihr Weiss ist erdig, ihre Schwärze auch, wenn
sie sich den Tieren zuwendet. (...) Nicht Düsternheit,
nicht Heiterkeit, nicht Abwehr, nicht Zuneigung, nicht
Angst, nicht Hoffnung, nicht Einsamkeit, nicht Gemeinschaft,
sondern die variablen Zwischentöne in solchem
Spannungsfeld machen Gerda Tobler Aussagen so eindrücklich,
erregend und ent-spannend. Spannung und Gegensätze
sind also in Gerda Toblers Schaffen über ihre
grundsätzliche Notwendigkeit zur Harmonisierung
des Bildes hinaus zum eigentlichen Inhalt ihrer Arbeit
bestimmt. Deshalb wirken ihre gemalten ‚Plastiken’
über den Eros hinaus, über den Kampfmoment
hinaus archaisch. Zudem schwarz verfremdet. Die besondere,
gewählte Situation wird freigesetzt, Leben und
Tod erscheinen mehrschichtig. (...)
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