SCHNEEWITTCHEN
UND ROBOTER – und immer in Bewegung
'Brautprogramm’
nennt Gerda Tobler einen Bilderzyklus, aus dem das Tryptichon
'Schneewittchen’ (Tschernobyl) stammt. (....) Titel und
Untertitel sind nicht bloss ironische Assoziationen an die heile
Welt von Walt Disney und Comix & Co. Sie entsprechen einem
grundsätzlichen Anliegen von Gerda Toblers Schaffen: die
falsche Idylle einer künstlichen Bilderwelt, die uns mit
ihren Stereotypen und Frauenklischees täglich aus den Medien
entgegenblüht, mit dem realen Zeitgeschehen zu konfrontieren.
Die Verletzungen von Mensch, Tier und Natur, die Frauenvernied-
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lichung
und –verachtung sind Schwerpunkte ihrer Themen, die sie
in einer fantastisch realistischen Bildsprache umsetzt.
(...) 'Schneewittchen’ trägt eine Gasmaske in
possierlicher
Pose, sein Gegenüber, der Roboter, hat weibliche Züge
und viereckige Brüstlein; das ist die Poesie von Gerda
Toblers Schaffen, die gleichzeitig das Dämonische und das
Idyllische der 'condition humaine’ mit dem Alltagsleben
konfrontiert, es gesellschaftlich ausdeutet und hinauserzählt
in eigene Visionen der Welt.
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Isolde Schaad für 'annabelle', Juni 1992